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kurhaus / escapado split
visions
Escapado und Kurhaus auf 7-Inch (Zeitstrafe). Kurhaus mit dem selbstverschmähten, dann doch immer wieder aufgehobenen, dann endlich für besonders erklärten Song "Gegen den Winter". Da lässt sich's schön nachdenken, mit den Song-Notizen von Sänger Jan dazu erst recht. Escapado treten in Form von Remixen zweier "Hinter den Spiegeln"-Songs auf: Da wäre "Endlosschleifen", mit dem sich Lattekohlertor hingekniet hat (Martin Ebsen, Gitarrist von Turbostaat), und "Magnolien", das in jeder Version großartig ist (fiel in die Hände von Eraze The Borders). Bei beiden Remixen wurde die Basis ein wenig neu verteilt und elektrisch verschönert. Hat gut funktioniert. Nur 500 Stück über merch@escapado.com. (Welsing)
visions.de
green hell
Sehr schöne, weil absolut ungewöhnliche Split 7“ dieser beiden Bands aus Norddeutschland. Kurhaus starten mit einem Indie – Rock – Emo Song, der ansonsten so gar nicht in ihr musikalisches Konzept passt. Klingt eher wie Katzenstreik oder mittlere Muff Potter, hat aber einen schönen Refrain und steht der Band bestens zu Gesicht! Escapado wandeln mit zwei Coverversionen von Lattekohlertor und Eraze The Borders ebenfalls auf fremden Pfaden, die Escapado jedoch als Elektroversionen interpretiert haben. Innovative und absolut gelungene Split 7“!
www.greenhell.de
ktfb-blog
Über Musik schreiben ist wie zu Architektur tanzen. But Alive haben die Schwierigkeit einmal so auf den Punkt gebracht. Versuchen wir es trotzdem mal. Oder mit Beckett: „Einerlei, wieder versuchen, wieder scheitern, besser scheitern“ – vielleicht, ja…
Während des Umzugs rief mich ein Freund an und fragte nach ob ich wüsste, dass es eine Kurhaus Split gäbe. Ich sagte: „Ja. Kurhaus und Escapado - auf Zeitstrafe. Ich habe die Werbung dafür gesehen.“ Eigentlich wollte er aber nur nachhaken ob ich auch eine haben will. So habe ich trotz der Unübersichtlichkeit und des Drecks eine neue Platte geordert. Als sie da war konnte ich sie dann auch nicht hören. Der Plattenspieler war längst abgebaut und verstaut.
Eine Woche später sitze ich im Zimmer von eben dem Freund der mir die Scheibe besorgte und höre sie zum ersten Mal. Eine Seite besteht aus dem Kurhaussong „Gegen den Winter“ und die andere Seite aus Remixen der Songs „Endlosschleifen“ und „Magnolien“ vom letzten Escapado Album. Ich hatte den Text des neuen Liedes bereits gelesen. Da saß nun ich in diesem Zimmer und hörte zum ersten Mal die Musik: erst die Kurhaus Seite, dann die Escapado. Als ich danach von der Couch aufstand, hatte ich einen Kloß im Hals. Die Musik war wunderschön und sie machte traurig.
Zu „Gegen den Winter“ gibt es eine Geschichte. Eigentlich sind es zwei. Nico und Jan schreiben in den Linernotes über dieses Lied und wie es dazu kam, dass die Band sich nur einmal so anhörte. Denn tatsächlich erkennt man noch die Band, die „refuse to be dead“ herausgebracht hat, aber dieser Song ist definitiv anders.
Die Entwicklung, welche die Band dann aber mit dem neuen Album nimmt doch eine andere (-bin schon sehr gespannt). Jan singt auf der 7“er fast den ganzen Song durch. Erst nach und nach kommen aus dem Hintergund geschriehene Antworten auf die gesungene Zeile. Die Gitarren sind klar, wirken dadurch sehr reduziert. Gegen Ende des Liedes kehrt dann die unaufdringliche Elektronik zurück, die schon „priority #1“ auf der „refuse to be dead“ so toll machte.
Gespannt war ich auch auf die Escapado Seite. Remixe von Screamo? Das erscheint zunächst unsinnig. Aber es hat in diesem Fall funktioniert. Jemand hat, wie ich finde, mit sehr viel Gefühl aus den Songs genau das getroffen, was letztlich das ganze „Hinter den Spiegeln“ Album so toll gemacht hatte: Die Momente in denen das Wüten zusammenbricht, der Punkt in dem diese Musik sich unterscheidet von dem was so oft mit Hardcore assoziiert wird. Sehr leise und unaufdringlich werden die melancholischen Melodien hervorgeholt. Alles andere hätte auch keinen Sinn gehabt. Die eigene Zerrissenheit heraus zu schreien, das Innere nach außen zu kehren, darum geht es für mich bei Screamo. Dem Kaputtsein wird sich in den Escapadomixen anders genährt. Hier ist klar, dass etwas kaputt ist, das es keine Rettung gibt. Das Verletzliche, das hier betont wird, stellte auf dem Album den Gegenpart zum Harten, zum Wüten der Gitarren dar. Durch die Art, wie die Mixe sie freilegen, erscheinen sie aber als Grundmotiv der ganzen Musik, als die Ursache des Wütens und zugleich als Ergebnis: Ende, Kaputtsein. Und doch: in der unterkühlten Verzweiflung steckt noch Leben. [ktfb am 17.9.06 18:31]
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